Generationswechsel im Handwerk mit Marleen Solle

Als letzten Beitrag in unserer Reihe haben wir das Interview mit Marleen Solle aus Essen. Sie arbeitet derzeit als Gesellin bei ihrem Vater in der „Solle Bedachungen GmbH“.

Wie ist es in einem Familienunternehmen zu arbeiten? 👪
„Ähm, heikel. Das ist nicht immer einfach. Man hatte natürlich dadurch, dass man eigentlich familiär ist und dann halt auf beruflicher Ebene zusammenkommt, oft auch vielleicht mal einen Streitpunkt. Oder man trifft aneinander, wenn man verschiedener Meinung ist oder das anders aufnimmt. Ja, aber ich glaube, wenn beide Seiten ein bisschen Rücksicht nehmen oder Einverständnis zeigen, dann klappt es ganz gut.“

Wann wusstest du, dass du Handwerkerin werden wolltest?
„Nach meinem Realschulabschluss war für mich auch klar, da ich eine Ausbildung machen möchte. Mein Vater, der war tatsächlich früher immer dafür, dass ich eine kaufmännische Ausbildung mache, um dann ins Büro so reinzurutschen. Aber ich hatte da gar kein Interesse, mich in ein Büro zu setzen. Und ja, dann habe ich bei einer Zahntechnik ein Praktikum gemacht und das hat mir dann irgendwie super gefallen. Daraufhin habe ich dann die Ausbildung in der Zahntechnik gemacht und auch abgeschlossen. Die ging dreieinhalb Jahre lang. An sich war das auch schön, doch ich hatte für mich beschlossen, meinen Horizont in Amerika zu erweitern und habe dort bei einem Pferdetrainer gearbeitet. Ich kam wieder, habe bei uns in der Firma erstmal gejobbt, um weiterhin ein bisschen Geld zu verdienen und mir so klar zu werden, was ich vielleicht machen möchte. Und dann bin ich hier so reingerutscht. Dann haben wir gesagt, bevor wir jetzt Zeit verschwenden, melden wir mich in der Berufsschule an und dann bin ich dabei aber geblieben.“

Bist du Nachfolgerin in deinem Familienbetrieb?
„Mein Vater und ich hatten das Thema schon. Es ist ein bisschen schwierig. Er ist sich auch ein bisschen unsicher, weil es ziemlich viel Stress ist, den man hat. Es ist viel Verantwortung, die man trägt und er macht sich da große Sorgen, weil ich später eine Familie gründen möchte, ob das halt nicht alles zu viel ist für eine Person alleine. Deswegen ist oder war er zwiegespalten bei dem Thema, dass ich das alleine, sage ich mal, übernehme. Aber ich glaube schon, dass er es mir andererseits zutraut. Er macht sich auch Sorgen, weil es jetzt auch schwierig wird Nachwuchs zu finden. Weil natürlich immer mehr Schüler nach der Schule studieren gehen. Gute und motivierte Gesellen unter 30 Jahren zu finden ist nahe zu unmöglich. Aber dieses Problem zieht sich durch alle Handwerkerbetriebe.“

Vielen Dank für das Interview Marleen! 🚀 Wenn ihr Fragen an Marleen habt, könnt ihr euch gerne bei @Marleen melden.

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